Die abgelaufene Rückrunde in der Bundesliga ist in die Geschichtsbücher eingegangen. Noch nie zuvor holte eine Mannschaft 49 von 51 möglichen Punkten. Die Bayern haben es geschafft und mit einer unglaublichen Dominanz die achte Meisterschaft in Folge eingefahren. Die Konkurrenz muss im Sommer gute Arbeit leisten, um die Münchner an der Spitze endlich mal wieder abzufangen. Haben die Rivalen, allen voran aus Dortmund und Leipzig, wirklich eine Chance? Das beleuchtet Toni im Interview.
Hallo Toni, die Bayern sind ja jetzt schon eine ganze Zeit lang an der Spitze der Bundesliga auf sich allein gestellt. Wird das deiner Meinung nach auch in der kommenden Saison so sein?
Hallo zusammen, es ist sehr wahrscheinlich, dass die Bayern auch in der kommenden Spielzeit wieder der Top-Favorit auf den Titelgewinn sein werden. Selbst Experten sehen das so. Das zeigt sich z. B. bereits jetzt bei den Live-Wetten der Buchmacher. Da liegt der Rekordmeister mit einer Titelquote von 1,14 wieder vor Dortmund mit 9,00 und RB Leipzig mit 17,00 (Stand: 09.12.). Und im Normalfall wird sich daran auch nicht mehr viel ändern.
Also geht die Schale in der kommenden Saison sicher wieder nach München?
Nicht unbedingt. Zwar ist unter Hansi Flick kein derartiger Einbruch wie unter seinem Vorgänger Niko Kovač zu erwarten, doch es liegt ja nicht nur an den Bayern selbst. Die Konkurrenz muss es endlich einmal schaffen, die Klasse, die Klubs wie der BVB oder RB ja zweifelsohne besitzen, über die komplette Spielzeit auf dem Platz zu bringen. Beispiel Dortmund: Die haben in der vergangenen Saison so viele Punkte gegen die vermeintlich kleinen Klubs liegengelassen, dass es einfach nicht für ganz oben gereicht hat. Konstanz ist das Schlagwort.
Und sicherlich auch die Aktivitäten auf dem Transfermarkt…
Ganz klar. Qualitativ ist der Rekordmeister am besten besetzt. Doch vor allem die Dortmunder haben mit klugen Transfers die Lücke bereits verkleinern können. Das hat mit Erling Haaland und Emre Can in der vergangenen Winterpause angefangen und setzt sich jetzt im Sommer fort. Von Jude Bellingham ist einiges zu erwarten. Der junge Engländer kann Spiele zwar nicht im Alleingang entscheiden, er ist aber zweifelsohne eine Bereicherung für die Truppe von Lucien Favre. Auch der Verbleib von Jadon Sancho war für die Dortmunder ganz wichtig. Und noch ist das Transferfenster ja offen. Beim BVB wird sicherlich noch etwas passieren.
Der Verbleib von Sancho war selbst für die BVB-Profis überraschend. Kann so etwas neue Kräfte freisetzen?
Das vielleicht nicht. Aber es zeigt, dass der BVB seine Leistungsträger trotz Werben der millionenschweren Konkurrenz aus dem Ausland auch halten kann. Das war in den vergangenen Jahren ja nicht immer der Fall. Auch sonst wurden bis auf Achraf Hakimi keine Stammspieler abgegeben. Thomas Meunier ist zwar nicht derselbe Spielertyp, aber sicherlich keine Verschlechterung auf der Rechtsverteidigerposition. Da hat die Vereinsführung starke Arbeit geleistet.
Siehst du in Leipzig tatsächlich schon einen Titelanwärter? Immerhin standen die Sachsen jetzt im Halbfinale der Champions League.
Das stimmt. Ob es nach ganz oben reicht, bleibt allerdings abzuwarten. Leipzig verfolgt eine andere Philosophie wie die Bayern oder Dortmund. Man kann über die Rasenballer sagen was man will, doch die Führungsetage versteht ihren Job ganz genau. Junge, wilde Spieler zu holen und für viel Geld gewinnbringend zu verkaufen, wird auf Dauer aber nicht für eine Wachablösung im deutschen Fußball reichen. Doch die Leipziger sind auf einem guten Weg. Klubs wie Leverkusen oder Mönchengladbach haben sie ja schon abgehängt. Mal abwarten, ob man den Abgang von Timo Werner kompensieren kann. Die Zukunft von Patrik Schick ist ja auch noch nicht geklärt. Derzeit sehe ich Leipzig noch schwächer als in der Vorsaison. Aber auch bei den Sachsen wird man wohl noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden.
Zusammengefasst, Bayern bleibt der Favorit und für den Rest geht es nur um den Vize-Titel?
Objektiv betrachtet ja. Ich sehe lediglich in Dortmund einen ernstzunehmenden Herausforderer. Solange der BVB aber nicht die nötige Konstanz auf den Rasen bringt und die Duelle gegen die Münchner regelmäßig verliert, wird es für den BVB wieder nicht nach ganz oben reichen. Am Ende liegt das dann vielleicht auch beim Trainer. Immerhin muss er die Mannschaft auf die Gegner vorbereiten. Man darf aber auch nicht vergessen, dass die Dortmunder ebenfalls eine überragende Rückrunde gespielt haben. Die steht eben nur im Schatten der Mega-Saison der Bayern. Klar ist aber auch, dass die Münchner nicht ewig so dominieren werden. Auch an der Isar wird die Sonne irgendwann nicht mehr scheinen, um die Aussage von Karl-Heinz Rummenigge nach dem 8:2 gegen Barca heranzuziehen. Hoffen wir also auf eine spannende Saison mit etwas mehr Konkurrenzkampf an der Spitze. (Fotos: Pixabay.com/Public Domain – 11.12.2020)